Der Dämpfer zuerst: Die eine Pille gegen das Altern gibt es (noch) nicht. Doch Forschenden zufolge könnten in nicht allzu ferner Zukunft auch Gesunde Medikamente für ein langes und gesundes Leben einnehmen. Geld verdient wird mit dem Wunsch nach Langlebigkeit jetzt schon.

Foto: InsideCreativeHouse/stock.adobe.com
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Der Traum von der ewigen Jugend ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Und kaum jemand verfolgt ihn so konsequent wie Bryan Johnson. Der 47-jährige US-Unternehmer hat sich zum Ziel gesetzt, mit allen Mitteln den Alterungsprozess seines Körpers zu bremsen – oder sogar umzukehren. Er nennt das „Project Blueprint“. Dafür schluckt er eigenen Angaben zufolge mehr als 100 Pillen am Tag (1), beschäftigt ein ganzes Team an Medizin- und Gesundheitsfachleuten, absolviert täglich spezielle Fitnessübungen und lässt regelmäßig seinen Körper durchleuchten. Zwischenzeitlich ließ sich Johnson zudem Blutplasma seines Sohnes übertragen, stellte das Verfahren aber wieder ein, weil „keine Vorteile messbar“ gewesen seien (2).

Mit seinem radikalen Vorgehen und hoher Medienpräsenz ist Johnson zu einem der prominentesten Gesichter eines Trends avanciert, bei dem es nicht nur um Gesundheit und ein langes Leben geht, sondern auch um viel Geld. Auf Instagram sind mehr als 1,5 Millionen Beiträge mit dem Schlagwort „Longevity“ (englisch für Langlebigkeit) markiert, Influencerinnen und Influencer werben dort für spezielle Anwendungen. Bücher, Podcasts und Artikel zu dem Thema erscheinen am laufenden Band. Gerade erst veröffentlichte Netflix eine Doku über Johnson. In speziellen Praxen kann man schon jetzt eine ganze Reihe von Longevity-Anwendungen buchen.

Das Thema Langlebigkeit wird sich sogar auf dem Stimmzettel zur Bundestagswahl im Februar wiederfinden. Mit der „Partei für Verjüngungsforschung“ tritt eine Vereinigung an, die das Thema zu ihrem Hauptanliegen macht (3).

Forschende rund um den Globus versuchen zu verstehen, welche Interventionen tatsächlich den Alterungsprozess bremsen können. So findet man in der Forschungsdatenbank Pubmed knapp 300 Publikationen aus dem Jahr 2024 mit Bezug zum Menschen, die das Schlagwort „longevity“ in der Überschrift haben (4).

Einige Faktoren, die beim Menschen zu einem längeren Leben beitragen, sind altbekannt. So spielen die Gene eine entscheidende Rolle. Aber auch die Behandlung von Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Bluthochdruck und Hypercholesterinämie kann das Leben verlängern. Zudem machen bestimmte Vorsorgeuntersuchungen und natürlich eine gesunde Lebensführung einen Unterschied.

So zeigte kürzlich eine Datenanalyse bei US-Militärangehörigen, dass 8 Lebensstilfaktoren einen gewaltigen Unterschied bei der Lebenserwartung machen (5). So hatten 40-jährige Männer eine um 24,0 Jahre höhere Lebenserwartung (Frauen 20,5 Jahre), wenn sie sich gesund ernährten, ausreichend bewegten, sozial gut eingebunden waren, nie geraucht hatten, wenig Alkohol tranken, keine Drogen nahmen, wenig Stress hatten und viel Schlaf abbekamen. Gemeinsamkeiten bezüglich Lebensstilfaktoren konnten auch in weltweit identifizierten Langlebigkeits-Hotspots gefunden werden. In den sogenannten Blue Zones sollen deutlich mehr Menschen älter als 100 Jahre werden als andernorts (Kasten).

Substanzen mit Potenzial

Doch könnte es nicht auch eine Pille für ein langes, gesundes Leben geben? Noch ist zwar kein Wirkstoff bekannt, der sich in klinischen Studien an gesunden Menschen behauptet hätte. Doch einige Präparate stehen bei Alternsforschenden tatsächlich besonders im Fokus (6).

Grundsätzlich gebe es verschiedene Ansatzpunkte, um mit Medikamenten das Altern zu bremsen, erklärt die Assoziierte Professorin Corina Madreiter-Sokolowski, die am Lehrstuhl für Molekularbiologie und Biochemie der Medizinischen Universität Graz Stoffwechselprozesse des Alterns erforscht. Einer davon sei die genetische Stabilität. So werde versucht, den Abbau der Telomere, Schutzkappen an den Enden der Chromosomen, zu bremsen. Ein anderer Ansatz sei, Methylierungen der DNA rückgängig zu machen, da diese mit Alterungsprozessen in Verbindung gebracht werden.

Ein weiterer Weg ist möglicherweise die Aktivierung der Autophagie. Bei diesem Prozess werden Bestandteile innerhalb der Zellen abgebaut, recycelt und die einzelnen Komponenten wiederverwendet. Das kann sich positiv auf die Lebensdauer eines Organismus auswirken. Forschende konnten zeigen, dass das Immunsuppressivum Rapamycin (Kasten) die Lebenserwartung von Fruchtfliegen und Mäusen erhöht, indem es die Autophagie aktiviert (7). Dieser Prozess kann auch mittels Kalorienrestriktion angekurbelt werden (8).