Aufgrund eines blau-gräulich Hautcolorits des 38-jährigen Chemikanten, alarmierte der Kollege den innerbetrieblichen Rettungsdienst. Initial zeigte sich eine zentrale Zyanose (Abbildung a), der SPO2-Wert betrug, unter 16-L-O2-Gabe mithilfe einer Maske mit einem 2-Wellenmessgerät, bestimmt 84 . Das subjektive Befinden des Betroffenen unter der Therapie war gut. Der Beschäftigte gab an, Tätigkeiten mit p-Chloranilin durchgeführt zu haben, wobei es jedoch beim Ablegen der Schutzkleidung zu einem Hautkontakt gekommen war. Die Nachmessung mit einem 7-Wellen-Pulsoxymeter ergab eine Methämoglobin-Konzentration von 18 %. Die Therapie erfolgte nach Hautdekontamination mit Polyethylenglycol 400 mittels 300 mg Toluidinblau intravenös und 1000 mg Ascorbinsäure per os, zeitgleich wurde mit Zustimmung ein Humanbiomonitoring durchgeführt. Dieses ergab einen Wert von 161 μg/L p-Chloranilin. Bei guter Arbeitshygiene liegt dieser Wert bei < 1 μg/L. Im Verlauf zeigte sich eine Normalisierung des Hautcolorits (Abbildung b). Bei pulsoximetrischer Bestimmung der SPO2- Werts ist zu beachten, dass bei Vorliegen von Carboxy- oder Methämoglobinanteilen und Verwendung von 2-Wellenpulsoxymetern keine aussagekräftigen Ergebnisse erhalten werden können.

Abbildung
Das Hautcolorit des Patienten
Im AbbildungsverzeichnisDr. rer. nat. Dr. med. Bernd Herber, Leiter Kompetenzzentrum Arbeitshygiene, Biomonitoring, Pharmakovigilanz, Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, bernd.herber@infraserv.com
Interessenkonflikt: Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Herber B: Methemoglobinemia after accidental dermal absorption of p-chloroaniline. Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 755. DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0279