Die Zusammenfassung des Beitrages (1) beginnt mit dem Satz: „Männer nehmen seltener als Frauen ambulante Krebsberatung in Anspruch, auch wenn sie davon profitieren könnten.“ Und der Beitrag endet mit der Schlussfolgerung: „Durch gezielte Umsetzung männerspezifischer Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen kann der Männeranteil von Ratsuchenden in Krebsberatungsstellen leicht erhöht werden.“

Wie kann der Männeranteil nicht nur in der psychosozialen Krebsberatung, sondern auch bei Krebsvorsorgeuntersuchungen, beim Gesundheitscheck, bei Hausarztkonsultationen erhöht werden?

Das im Beitrag (1) angeführte Beispiel „1 000 mutige Männer für Mönchengladbach“ (publiziert 2011) belegt, dass bei einer aufwendigen lokalen geschlechtsspezifischen Werbekampagne die Teilnahme von Männern an Darmkrebsfrüherkennungen um 7 % gesteigert werden konnte. Leider ist das ein Einzelbeispiel. Länder wie Australien und Kanada haben dagegen den großen Vorteil, dass es Männergesundheitsstrategien gibt. Die Erwähnung von Irland, wo bisher drei aufeinander folgende Männergesundheitsstrategien umgesetzt wurden (2008–2013 – National Men´s Health Policy; 2017–2021 – Healthy Ireland men; 2023–2027 – Men´s Health Action Plan), wäre vorteilhaft gewesen. In Irland ist es gelungen, die Lebenserwartung der Männer und der Frauen in den vergangenen 20 Jahren im EU-Durchschnitt erheblich zu erhöhen und Deutschland zu überholen (2, 3).

Ein wesentliches Gesundheitsziel der UN-Zielstellungen bis 2030 besteht darin, die vorzeitige Sterblichkeit bis zum 75. Lebensjahr infolge nichtübertragbarer Krankheiten mithilfe von Prävention und Behandlung um ein Drittel zu senken. Deutschland wird das Ziel voraussichtlich nicht erreichen. Hierzulande fehlt eine Strategie zur Männergesundheit, die im Jahr 2021 in einem Männergesundheitsmanifest angemahnt wurde (4).

Die Hürden für eine psychosoziale Krebsberatung sind für Männer besonders hoch. Die bessere Einbeziehung von Männern in Prophylaxe, Inanspruchnahme von Hausärztinnen/-ärzten und in weiterführende Maßnahmen der Gesundheitserhaltung bedarf eines geschlechtsspezifischen Konzepts, wie es bereits 2010 in Mönchengladbach getestet wurde.

Prof. Dr. sc. med. Doris Bardehle

Stiftung Männergesundheit, Berlin

bardehle@stiftung-maennergesundheit.de

Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.