Foto: Paul Bradbury/iStock
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Mit dem Weltmännertag findet jährlich am 3. November ein Aktionstag zur Männergesundheit statt. Schwerpunktthemen sind unter anderem die rechtzeitige Gesundheitsvorsorge und eine realistischere Einschätzung der eigenen gesundheitlichen Verfassung und Risiken.

Bereits seit mehr als 20 Jahren wird am 3. November dem Thema Männergesundheit ein eigener Aktionstag gewidmet. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, warum diese Schwerpunktsetzung sinnvoll ist: Die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern liegt laut dem Statistischen Bundesamt knapp fünf Jahre unter der von Frauen. Dies ist laut Experten weniger auf biologische Faktoren zurückzuführen als vielmehr darauf, dass viele Gesundheitsrisiken – wie Rauchen und Alkoholkonsum, aber auch eine deutlich geringere Teilnahme an Präventionsmaßnahmen und Vorsorgeuntersuchungen – bei Männern häufiger zu beobachten sind. Zudem ernähren sich Männer schlechter. Datenerhebungen im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zufolge essen nur 63 Prozent der Männer täglich Obst und Gemüse, aber fast 80 Prozent der Frauen. Als „Ausgleich“ konsumieren sie etwa doppelt so viel Fleisch und Wurst wie Frauen, trinken doppelt so viel Softdrinks und circa viermal so viel alkoholische Getränke. Folgerichtig sind Männer deutlich häufiger von Übergewicht betroffen als Frauen.

Ähnlich sieht es auch bei anderen Kennzahlen aus. So gibt es laut dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) jährlich 450 Herzinfarkte je 100 000 Männer, aber nur 200 je 100 000 Frauen (ab 30 Jahren). Einen Schlaganfall erleiden 2,01 Prozent der Männer, bei den Frauen sind es 1,63 Prozent (ab 20 Jahren). Bei Darmkrebs erkrankt mit 0,89 Prozent der männliche Teil der Bevölkerung ebenfalls häufiger als der weibliche mit 0,74 Prozent (ab 25 Jahren). Einen Beitrag dazu, diese Unterschiede perspektivisch zu nivellieren, können aus Expertensicht auch die Arztpraxen leisten – etwa, wenn es um die noch aktivere Ansprache von Lebensstilrisikofaktoren und Vorsorgeuntersuchungen geht.

Unterstützend stellt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) den Flyer „Vorsorge-Checker“ bereit. Dieser bietet, jeweils für Patientinnen und Patienten, einen Überblick über das gesamte Vorsorge- und Früherkennungsprogramm der Krankenkassen. Er enthält außerdem einen persönlichen Präventionsfahrplan, in den die Termine für die Untersuchung eingetragen werden können. Zudem werden die Untersuchungen kurz beschrieben und ab welchem Alter sie empfohlen werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) stellt eine Versicherteninformation zur Darmkrebsfrüherkennung für Männer ab 50 Jahren zur Verfügung. Ein eigenes Portal zur Thematik betreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die Website bietet fachlich geprüfte männerspezifische Gesundheitsinformationen sowie einen Newsletter, der regelmäßig über Daten, Tagungen, neue Projekte und Publikationen informiert.

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Univ.-Prof. Dr. oec. Volker Amelung, Geschäftsführer des Instituts für angewandte Versorgungsforschung, wies jüngst im Rahmen einer RoundTable-Reihe zur Männergesundheit darauf hin, dass für ein entsprechendes Arzt-Patienten-Gespräch auch genug Zeit notwendig ist. Dies befördere das von Einzelleistungen und deren Volumen lebende Vergütungssystem derzeit kaum. Zudem klebe das Thema Prävention generell „wie Blei im Markt“. Aktuell betrage der Anteil von Aufwendungen für präventive Ansätze nur etwa 2 Prozent der Gesamtausgaben für die Gesundheitsversorgung. Möglicherweise brauche es hier härtere Vorgaben. Eine Etablierung von mehr männerspezifischer Vorsorge hält Priv.-Doz. Dr. med. Tobias Jäger von der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) für sinnvoll – dies könne ein Schlüssel für mehr Kontaktoptionen zur Versorgung sein. Derzeit „verliere“ man viele Männer in der langen Zeit zwischen der J2-Untersuchung und dem Check-up 35. André Haserück