SUPPLEMENT: Perspektiven der Onkologie
Milchbildende Epithelzellen: Brustkrebszellen blockieren differenzierende RNA
Die Entstehung des Mammakarzinoms geht häufig von den Epithelzellen aus, die sich während und nach der Schwangerschaft auf die Milchbildung spezialisieren. Ein Team von Forschenden der Universitäten Jena und Shenzhen hat diesen Prozess der Spezialisierung genauer unter die Lupe genommen (im Bild: Proteine von Brustkrebszellen werden im Labor in Jena mittels Gelelektrophorese aufgetrennt und analysiert; konkret zu sehen ist die Beladung eines Gels mit einem aus Zellen hergestellten Proteinextrakt, der mit einem blauen Farbstoff versetzt wurde). Dabei wurde ein molekularer Mechanismus entschlüsselt, der auch bei der Entstehung des Brustkrebs eine wichtige Rolle spielt: Die Up- und Down-Regulierung der Laktation erfolgt durch ribosomale RNA (rRNA). Deshalb wird bei Bedarf die Produktion von rRNA im Zellkern hoch- und anschließend wieder heruntergefahren. Verantwortlich für diese Steuerung ist die nichtkodierende RNA PAPAS (promoter and pre-rRNA antisense), Ein hoher PAPAS-Level führt zu verstärkter Synthese von rRNA und Zelldifferenzierung, ein niedriger PAPAS-Level ist mit einer Entdifferenzierung verbunden. Maligne entartete Brustepithelzellen entwickeln eigene Mechanismen, um PAPAS zu unterdrücken. Diese Mechanismen konnten in Jena entschlüsselt werden (Cell Reports, 2024. DOI: 10.1016/j.celrep.2023.113644) und könnten künftig sowohl für die Diagnostik als auch für therapeutische Ansätze genutzt werden, so der Leiter der Jenaer Arbeitsgruppe, Dr. rer. nat. Holger Bierhoff. SuK